Die MiG-25 - Autor: Ralf Martin (2011)

Das Original

Die MiG-25 ist eines der bekanntesten Flugzeuge aus der Ära des kalten Krieges. Aus den Jägern wurden auch Aufklärungs-, Stör- und Bombervarianten abgeleitet. Eine der letzten noch im Einsatz stehenden ist die Variante RBF, ein Aufklärer zur Identifizierung elektronischer Ziele.

Die MiG-25 war in der Zeit des kalten Krieges für den Westen eines der mysthischsten Flugzeuge der Sowjetunion. Mit speziellen von ihr abgeleiteten Rekordmaschinen wurden eine Vielzahl von FAI-Weltrekorden aufgestellt. Nachdem am 6.September 1976 Viktor Belenko während eines Übungsflugs mit seiner Maschine nach Japan geflohen war, zeigte sich, dass man vielleicht etwas übertrieben hatte, obwohl die MiG-25 nachdem sie zerlegt und in Einzelteilen zurück gegeben worden war, den auswertenden Technikern einige Überraschungen und Denkaufgaben hinterließ. Die MiG-25 war ein solides Flugzeug mit einem brachialen Triebwerk. Da jeder freie Platz in der Zelle für integrierte Tanks genutzt wurde, konnte trotz der durstigen Triebwerke eine hohe Reichweite erreicht werden. Interessant war die Bauweise, insbesondere die Verwendung von Titan an vielen Stellen, was man der sowjetischen Metalltechnik nicht zugetraut hatte. Das Grundgerüst bestand aus Stahl. Die Elektronik wurde als unterlegen eingeschätzt, da noch auf Röhrentechnik basierend, wobei das auch wieder als möglicher Vorteil angesehen werden konnte, da deshalb keine Ausfälle im Fall eines elektromagnetischen Blitzes, wie er bei Atomexplosionen zu erwarten ist, auftreten sollten. Die MiG-25 konnte eine sehr hohe Geschwindigkeit von Mach 3 erreichen, wobei die ersten Triebwerke aber nur ca. 150h hielten. Später wurden dann auch über 1000h erreicht. Der Flug mit der Maximalgeschwindigkeit wurde aber in der Regel nicht freigegeben, da er die Triebwerke zu sehr beanspruchte. Es war jedoch möglich, viele westliche Staaten und auch Israel zu überfliegen, ohne Gegenwehr befürchten zu müssen, ähnlich wie es die USA in der Gegenrichtung mit ihren SR-71 praktizierten. Die guten Leistungen des Abfangjägers führten auch zur Ableitung weiterer Versionen. So wurden als nächstes Aufklärer und Trainer entwickelt. Nachdem eine Maschine der ersten Generation nun in die Hände des Feindes gefallen war, musste mit Hochdruck eine Überarbeitung des Typs stattfinden, um neue Radar- und andere funkelektronische Systeme einzubauen. Auch die Waffenpalette musste überarbeitet werden. Das führte dann wiederum zu einer Reihe neuer Versionen.

Jäger:

P – Abfangjäger, erster Serientyp (Foxbat A), etwa 600 Maschinen gebaut, auch an Algerien, Libyen, Irak und Syrien geliefert; im Durchmesser große Antiflattergewichte außen an den Tragflächen.

PD – Abfangjäger, überarbeitetet Systeme wegen der Auswertung im Westen: verbesserte Triebwerke (dabei auch verlängerte Triebwerkseinlässe) + Avionik +Bewaffnung, im Durchmesser kleinere Antiflattergewichte; 250mm längerer Bug wegen neuem Radar, Einführung eines Betankungsstutzens, Infrarotsensor unter dem Bug; Veränderte Rumpfnase mit anderen Zugangsblechen, verlegte Rollscheinwerfer, Avioniksensoren an den Triebwerseinläufen und Seitenleitwerken, Einsatz von R-60 Raketen, Fackelwerfer integriert in die großen Grenzschichtzäune auf den Tragflächen. alle noch existierenden P-Jäger (ca.370 Stück) wurden später auf diesen Standard umgerüstet und erhielten die Bezeichnung PDS (Foxbat E)

PDS – siehe oben, Fertigung lief bis 1982, seit 2001 ist keine MiG-25PDS mehr im aktiven Dienst.

Aufklärer:

Die Aufklärer waren schneller als die Jäger und hatten eine geringere Spannweite und zum Ende hin eine geringere Tragflächentiefe (also stärker gepfeilte Tragflächen).

R – erster Aufklärertyp mit Kameras und zusätzlichen ELINT Sensoren, längeren Triebwerksauslässen, kürzerer Spannweite (13,38m) und außen ebenfalls schmaleren Tragflächen

RB – Aufklärer wie R mit verbesserter Elektronik, aber zusätzlich der Möglichkeit, Bomben zu tragen (6*500 kg FAB 500), kein Radargerät im Bug, neue ELINT Systeme (Foxbat B); Lieferungen nach Algerien, Bulgarien, Indien, Irak, Libyen und Syrien. 1972-74 auch mit ägyptischen Kennzeichnungen aber mit sowjetischen Piloten in Ägypten im Einsatz.

RBT – wie RB, aber weiter verbesserte ELINT Systeme, später wurden die RB auf diesen Standard umgerüstet

RBK – wie RB, aber keine Kameras, sondern verbesserte ELINT Systeme, auch Bomben (Foxbat D)

RBF – verbesserte RBK (neue ELINT Systeme, keine Kameras), Luftbetankungssonde; später alle RB dazu umgerüstet

RBS – Aufklärer und Störflugzeug, keine Kameras, anderes Radar

PU – zweisitziges Schulflugzeug ohne Radar zur Jägerpilotenschulung, Atrappen von Luft-Luft-Raketen konnen mitgeführt werden (Foxbat C); Basis für die Rekordversion E-133.

RU – zweisitziges Schulflugzeug für Aufklärungspiloten, längere Düsen und anderer Bremsschirmbehälter

BM – aus der RB entwickelte Antiradarversion zur Unterdrückung von gegnerischer Luftabwehr, weshalb die Flugzeuge außer im Bugbereich identisch zur RB sind; der Bug wurde um 720mm verlängert und enthält ein Radar, deswegen ist auch deutlich eine recht große Radar-Verkleidung zu sehen, die aber kleiner als bei den Abfängern ist. Bewaffnung 4 Antiradar-Raketen Cha-58 (Foxbat F), was ein zweites deutlich anderes äußeres Merkmal ergibt, da die deutlich anderen Pylone im Gegensatz zur P-Reihe verwendet werden. An den Pylonen befinden sich dann die speziellen Schienen für die Antifunkmeß-Raketen.

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Die Modelle

Hasegawa: Lange Jahre war dies das einzige verfügbare Modell. Es ist die Version einer frühen, recht guten P, sie wurde damals auf Basis der Fluchtmaschine entwickelt. Experten plädieren dafür, dass man sie aber neu gravieren sollte, da sie nur erhabene Gravuren besitzt. Das Cockpit ist nur rudimentät vorhanden, enthält aber eine ganz brauchbare Pilotenfigur. Die Tragflächen sind für eine P fast in Ordnung, in der Tiefe kann man sie aber geringfügig korrigieren. Seiten-, Höhenleitwerk und Falschkiele sollte man nach vorne versetzten, Triebwerksauslässe und Lufteinläufe überarbeiten...

Condor und ICM: Es gibt inzwischen drei relativ identisch aufgebaute Bausätze von Condor und ICM, beide haben den Jäger als Vorbild. Neben der Jägerversion hat Condor auch noch einen Trainer abgeleitet. Die beiden Jäger-Bausätze sind in den wesentlichen Teilen identisch, wobei aber die Anordnung und Anzahl der Teile auf den Spritzlingen unterschiedlich ist. Bei ICM besteht der Bausatz aus 98 Teilen auf 3 grauen Spritzlingsrahmen sowie einem klaren mit zwei Teilen für die Cockpithaube. Es sind eine PD bzw. die aus der P durch Nachrüstung entstandene PDS baubar, da diese zwei Versionen sich äußerlich nicht unterscheiden. Die Teile sind sehr fein graviert und von guter Qualität, die Passgenauigkeit würde ich als mittelmäßig einschätzen, ohne spachteln und schleifen erhält man kein ansehnliches Modell. Das Cockpit ist sehr spartanisch, es wirkt recht leer. Die MiG-25P/PD von Condor und ICM haben allerdings eine gravierendes Problem mit der Atentizität, denn sie sind eigentlich P/PD Versionen mit Tragflächen der R-Versionen. Die beiliegenden Spritzlinge mit Waffen machen einen sehr guten Eindruck, es gibt zwei Versionen der AA-6 ACRID (Radar- und Infrarot). Die 4 Raketen vom Typ AA-8 APHID sind hingegen schlecht ausgeführt. Dazu gibt es noch einen großen zentralen Treibstofftank, der aber normalerweise kaum an den Jägern Verwendung fand, sondern zu dem Trainer gehört bzw. auch an den nicht ohne Zurüstteile aus den Bausätzen baubaren Aufklärern. Allerdings ist er laut Bauanleitung für die PD vorgesehen, aber auch die PDS konnte damit ausgerüstet werden. Schwierig ist es, die richtige Position für die Fahrwerke zu finden, da in den tiefen und detailliert ausgeführten Schächten keine Befestigungspunkte vorgesehen sind. Die Fahrwerksbeine sind auch sehr dünn ausgeführt, fast zu dünn für das große Gewicht des Modells. Es gibt bei ICM 4 Farbversionen, alle in grauer Standardfarbe. Zwei für PD (Ukraine und Libyen), zwei für PDS (Sowjetunion, Irak)

Die Version von Condor hat 4 Spritzlinge in grau mit ca. 86 und einem klaren mit 4 Teilen und ermöglicht eine frühe P oder mit weiteren Zusatzteilen eine PD und entspricht wie gesagt in den wichtigsten Teilen der ICM Version, nur ist tatsächlich an den Flügeln gleich der große Endkörper der P angegossen und der schlankere der PD liegt bei und muss dann ausgetauscht werden (abschneiden). Die weiteren benötigten Sensoren und Waffen bzw. Waffenträger sowie der große Rumpftank sind enthalten, um aus der P eine PD machen zu können. Während die P/PD in den Bausätzen eine Spannweite von 14,015 m (umgerechnet 194,6mm) hat, haben die RB/RBT/RBF nur 13,38 m (umgerechnet 185,8mm) Spannweite. Man also die Tragflächen dann auf jeder Seite ungefähr 5mm einkürzen. Abziehbilder gibt es bei Condor nur für zwei Maschinen, eine libysche und eine russische PD. Der Bug ist bei ICM einteilig (in die Rumpfspritzlinge mit integriert), bei Condor muss man den Konus separat ankleben, was eine Vorbereitung für weitere Versionen (Doppelsitzer) ist. Der Doppelsitzer von Condor ist die Version MiG-25U laut Deckelbild und PU laut Bemalungshinweisen. Bis auf das Bugteil, das die typische Doppelkabine hat, ist der Bausatz identisch zum Einsitzer. Allerdings fehlt der große Unterrumpftank. Es ist nur eine sowjetische Markierungsvariante laur Bauanleitung vorgesehen, aber im Bausatz lag nur das Standardabziehbild vom Einsitzer, der diese Version gar nicht zulässt.

Generell ist die akkurate Wiedergabe des Originals in einschlägigen Internetforen ausgiebig diskutiert worden und das Resümee ist, dass in der Länge und in der Spannweite ein paar Millimeter fehlen. Die Tragflächen stimmen bei beiden Modellen nicht, sie haben zwar ungefähr die Spannweite der P, aber die Form der Aufklärer, nämlich von der Wurzel zum Ende hin stärker verjüngt (zu geringe Tiefe). Da trifft Hasegawa die Tragfläche der P/PD schon mal erheblich genauer. Das Höhenleitwerk ist ebenfalls nicht ganz getroffen, es ist geringfügig aus der Form und etwas zu klein. An der Tragflächenwurzel sollte die Tiefe in 1/72 je ca. 83mm betragen, an den Tragflächenenden aber z.B. ca. 35mm für eine P/PD/PDS oder 29mm für alle anderen (R/RB/BM), das macht „in Echt“ über 40cm aus. d.h. die Tragfläche eines Aufklärers sieht doch deutlich anders als die eines Jägers aus. Für den Bau einer Aufklärungsvariante bietet sich auf jeden Fall die P/PD von CONDOR oder ICM an, da haupsächlich sowieso der Bugbereich geändert werden muss während der Rest (fast) stimmig ist. Bei diesen Ausgangsmustern sind je nach Anspruch an die Originalität die Hauptumbaupunkte der Bug (Pavla inclusive Cockpit und Haube), Bremsschirmbehälter, TW-Düsen, Neugravierung des Rumpfes, eventuell die Tragflächen und natürlich Sensoren etc. Für eine MiG-25BM kann man genau so vorgehen. Eine 25P/PD von Condor oder die 25PD von ICM nehmen, sie entsprechend der Aufklärervarianten modifizieren (Tragflächen, Triebwerksauslässe etc. ist alles gleich), die Bugsektion entsprechend der BM umarbeiten, von einer MiG-31BM von CONDOR die entsprechenden Träger übernehmen und sie an der 25BM anpassen und dann mit Cha-58 raketen bestücken.

Den Bau würde ich jetzt nicht gerade als einfach bezeichnen, das Modell benötigt schon einiges an Spachtel- und Schleifaufwand.

Mein Modell der RBF:

Von Pavla gibt es einen Resinzurüstsatz für eine MiG-25 RBT, das heißt, eine schöne Spitze mit den Kameraöffnungen und dem unter dem Bug befindlichen Infrarotsensor, dazu eine Cockpitwanne, ein Armaturenbrett, ein Steuerknüppel und ein KM-1 Schleudersitz.. Eine tiefgezogene Cockpithaube komplettiert das Ganze. Leider sind bei Pavla nicht die etwas längeren Triebwerksauslässe enthalten, die sind nur in dem später erschienen Umnausatz von Armory berücksichtigt. Die Bugsektion muss am Modell angepasst werden, der Modellrumpf ist zu breit dafür und muss schmaler gemacht werden, bis es passt. Dann hat das Cockpit ein paar Probleme, noch hinein zu passen, das ist aber durch schleifen anpassbar. Für eine RBT muss auch noch ein weiteres Kamerafenster von unten in den originalen Bausatzrumpf vor dem Bugfahrwerk gebohrt werden. Ich wollte jedoch eine RBF bauen, wozu ich die Kameraöffnungen zuspachteln musste, da die RBF nur Kunststoffverkleidungen für elektronische Sensoren an deren Stelle sitzen hat. Dabei weiß ich nicht, ob unter dem Bug auch noch welche sind, ich habe nur die seitlichen durch graue Felder dargestellt. Die Spannweite habe ich auf ca. 185mm gekürzt, wodurch fast der korrekte Flügel für die RBF Version entsteht und die schmalen Antiflattergewichte montiert. Generell würde ich den Bausatz als nicht einfach einstufen, denn es ist viel zu schleifen und zu spachteln. Die größten Probleme hatte ich mit dem Fahrwerk, am Ende saßen die Fahrwerksbeine nicht 100%ig symmetrisch und die Maschine stand leicht schief, weshalb ich es etwas hinpfuschen musste, indem ich unter das eine Rad etwas unterklebte, um dort Höhe zu gewinnen. Für die Darstellung aller möglichen Versionen der MiG-25 gibt es einen sehr schönen und umfangreichen Abziehbildersatz der Firma Begemot. Er enthält Markierungen für -zig Maschinen in allen möglichen Varianten und für die Einsatzländer Sowjetunion/Russland, Indien, Libyen, Ägypten, Algerien, Syrien und die Ukraine. Dabei sind sowohl graue als auch diverse getarnte Maschinen vorhanden. Die von mir gewählte RBF Maschine ist aus dem Jahr 2001 und gehört zum 2 Geschwader des 47. unabhängigen Garde-Luftaufklärungsregiments im Moskauer Militärdistrikt vom Flugplatz Shatalovo. Sie bekam im Mai 2001 als Erinnerung an einen bekannten Aufklärungspiloten aus dem zweiten Weltkrieg aus dieser Einheit den Namen „Rostislav Yashuk“ verliehen, der am linken Lufteinlauf aufgemalt wurde.

Nachtrag 2018:

ICM hat inzwischen auch eine Version ihres Bausatzes als Aufklärer RBT heraus gebracht.


Hier noch ein paar Detailbilder:

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