Grumman F4U Corsair in 1:72 - Autor: Ralf Martin

Hier zwei Bilder der F4U-4 aus der Red Bull Sammlung, einmal habe ich es auf einem der zahlreichen Flugtage aufgenommen, bei denen sie häufig auftritt, das andere ist aus dem Hangar 7 in Salzburg.

Das Original

Eines der bekanntesten Jagdflugzeuge der USA im 2. Weltkrieg war die Chance- Vought F4U Corsair, deren erster Prototyp XF4U-1 Ende März 1940 seine Testflüge begann. Mit starker Bewaffnung, guter Panzerung, hoher Geschwindigkeit und großer Reichweite qualifizierte sich dieses Flugzeug sehr schnell als die von den Marines und der Navy in Asien benötigte Waffe und bereits ein Jahr später wurden die ersten Serienmaschinen ausgeliefert, vorerst allerdings nur für Landeinsätze. Wegen diverser Probleme mit der F4U-1A(etwas zu schwaches Fahrwerk, schlechte Sicht, starkes Drehmoment des Motors, für unerfahrene Piloten schwierig zu fliegen) verzögerte sich die Freigabe zum Einsatz bis Anfang 1943 und es kam lange Zeit nicht zu Trägereinsätzen, sondern Begleitung von Bombern und Erdkampfeinsätze von Landbasen waren angesagt. Die anfänglichen Probleme waren jedoch mit der F4U-1D dann weitgehend gelöst.

Schon Anfang 1942 wurde an einer Nachtjagdversion, der F4U-2 gearbeitet, wozu 12 F4U-1 mit einem Radar am rechten Flügel umgebaut wurden. Sie kämpften sehr erfolgreich und schossen angeblich jedes feindliche Flugzeug ab, das sie auf dem Radar sahen. Die Firmen Brewster und Goodyear wurden in das Bauprogramm mit eingebunden und bauten ab Februar ihre Maschinen, die F3A-1 und FG-1 mit kleineren Abweichungen zum Ausgangsmuster.

Die F4U1 flog auch seit Anfang 1943 bei der neuseeländischen Luftwaffe und ab Nov. 1943 bei der britischen Marine, dort auch gleich auf Trägern. Dabei wurde wegen Platzproblemen auf den Trägerdecks die Spannweite an einigen Maschinen durch kürzen der Tragflächen etwas reduziert. Im Dezember 1944 wurde endlich als Schutz gegen Kamikaze der Einsatz auf dem Marines-Träger Essex begonnen. Am 2. Februar 1945 endete die Produktion der F4U1 nach der 4699. Maschine bei Vought, dazu kamen noch die andernorts gefertigten Maschinen, so dass weit über 9000 Flugzeuge gebaut wurden.

Das Triebwerk war ein luftgekühlter Doppelsternmotor der Firma Pratt & Whitney (P&W) R-2800-8 mit 1495kW (2000PS). Viele US Asse hielten dieses Flugzeug mit seinem charakteristischen Knickflügel für den besten Jäger im 2. Weltkrieg. Die Maschine war robust, für alle Rollen geeignet und wendiger als die Mustang. Die bekanntesten Asse auf der Corsair waren Gregory Boyington (28), Joseph Voss (26), Robert M. Hanson (25, davon 20 in 17 Tagen), Kenneth Walsh (21), John L. Smith (19), Ira Kepford (19).

Ein neues Kapitel wurde mit der seit Mai 1943 in der Entwicklung befindlichen F4U-4 aufgeschlagen. September 1944 flogen die ersten Prototypen und 1945 wurde nur noch die neue Variante geliefert. Ein stärkerer Motor P&W Twin Wasp R-2800-18W (1570kW/2100PS ) führte zu einer Änderung des Kühlkonzeptes, der Motor bekam einen Kinn-Lufteinlauf . Ansonsten wurde die ganz aus Aluminium bestehende Zelle beibehalten. 2356 F4U-4 wurden bis August 1947 geliefert.

Die am stärksten motorisierte Variante entstand dann seit April 1946 mit der F4U-5, die einen Motor P&W R-2800-32W Twin Wasp (1720kW/2300PS) erhielt, der zur Verwendung von zwei Ladelüftern und damit zu den charakteristischen Hamsterbacken, nämlich den zwei seitlichen Lufteinläufen an der Motorverkleidung, führte. Unterversionen waren die F4U-5P als Aufklärer und die F4U-5N als Nachtjäger. Aus der F4U-5 wurde dann noch die für Erdkampfeinsätze stark gepanzerte F4U-6, später nur als AU-1 bezeichnete Version entwickelt. Sie kam nur in kleinen Stückzahlen zum Einsatz. Für Frankreich wurde unter Verwendung der Technik (Triebwerk) der F4U-4 in einer Zelle der AU-1 eine Variante mit der Bezeichnung F4U-7 produziert.

Nicht unerwähnt soll die am stärksten motorisierte Corsair, die Goodyear F2G bleiben, die als eigener Typ gilt, aber die gleiche (später modifizierte) Zelle mit dem stärkeren Triebwerk R-4360 Wasp Major (2243kW/3000PS) verband. Da man der F4U eine Rolle als Erdkämpfer gegeben hatte, waren solche Leistungen nicht mehr notwendig und es wurden nur wenige Maschinen gebaut. Dafür wurde diese Ausführung dann sehr beliebt als Rennflugzueg.

Weitere technische Daten nach /1/ und /2/

  F4U-1 /FG-1 F4U-2 F4U-4 F4U-5 AU-1 F4U-7 F2G-2
Spannweite 12,5m 12,5m 12,5m 12,5m 12,5m 12,5m 12,5m
Länge 10,16m 10,16m 10,16m 10,52m 10,38 10,16m 10,31m
Höhe 4,58 4,58 4,55m 4,49m 4,52m 4,60m 4,90m
Prop. Æ 4,064m 4,064m 4,013m 4,013m 4,013m 4,013m 4,013m

Das Modell

Die F4U war seit je ein Lieblingskind der Modellbauindustrie, es gibt sehr viele Bausätze in fast allen denkbaren Maßstäben. In 1:72 gibt es Modelle der verschiedensten Untertypen von Frog, Jo-Han, Matchbox, Heller (Smer), Italeri, Revell übernahm die Italeri Form, Academy, Hasegawa und Tamiya. Vielleicht auch noch mehr. Im Maßstab 1:48 ist die Auswahl nicht ganz so groß, aber auch ausreichend. Das beste 72er Modell stellt zweifellos die F4U-1D von Tamiya dar, wobei der Preis recht hoch ist.

Ich besitze einige der genannten Bausätze, gebaut habe ich jedoch vor Jahren nur die F4U-1 von Smer/Heller und sowie ein paar Jahre später die F4U-5N von Italeri in zwei Varianten. Auf diesen Bausatz möchte ich hier kurz etwas eingehen. Es handelt sich um einen schönen Bausatz, wenn auch nicht ohne ein paar kleine Macken. Am meisten stört mich, dass bei ansonsten eigentlich sehr guter Maßstäblichkeit der Motorenbereich fast 4 mm zu kurz ist. Man hat die bei der F4U-5 etwas größere Länge wegen des neuen Motors nicht berücksichtigt. Außerdem ist die Verglasung der Kabinenhaube schlecht wiedergegeben, die Wölbung der Haube setzt zu spät ein, der Winkel der Windschutzscheibe ist etwas flacher und sie lässt sich nicht ganz korrekt in geöffnete Position bringen. Geschlossen zeigen geht auch nicht richtig, sie passte bei mir schlecht zusammen. Die Passgenauigkeit des Bausatzes ließ im Bereich unter dem Rumpf, wo der Übergang Rumpf - Tragflächen liegt, zu wünschen übrig. Da musste doch einiges gespachtelt werden. Das Innere der Kabine ist hingegen sehr schön mit erhaben geprägten Instrumenten und anderen Details versehen, ein Pluspunkt. Gurte gibt es allerdings nicht. Die restlichen Teile passten gut. Nicht ganz klar ist die Antennensituation, aber dabei kommt man auch mit Quellenstudium nicht ganz mit. Die Art der Funkgeräte und damit die Antennensorten waren sehr wechselhaft.

Hier meine F4U-5 der honduranischen Luftwaffe:

Zwei Bemalungen aus dem Koreakrieg sind in der Bauanleitung vorgesehen, eine für eine schwarze Maschine der Marines, VMF-513, sowie eine dunkelblaue der Navy vom USS Princeton, VC-3. Das ist eigentlich die bekannteste F4U-5N überhaupt, nämlich die Maschine von Lt. Guy Bordelon. Die Maschine ist insofern historisch, als der Pilot das einzige Ass der Navy im Koreakrieg wurde, noch dazu als Nachtjagdass. Für diese Dekoration habe ich mich entschieden. Die zweite Maschine baute ich als F4U-5, indem einfach das Radar weggelassen wurde und die Antennen etwas geändert wurden. Diese Maschine bekam von mir einen ebenfalls historischen Anstrich, nämlich als honduranische Maschine aus dem sogenannten "Fußballkrieg" zwischen El Salvador und Honduras 1969. Der Krieg um schon lange schwelende Grenzstreitigkeiten wurde durch ein in Mexico stattfindendes Länderspiel der beiden Staaten ausgelöst. Es handelte sich dabei um den letzten Krieg, in dem nur kolbenmotorgetriebene Flugzeuge eingesetzt wurden.

Hier meine F4U-5N der US-Navy von Lt. Guy Bordelon:

Unter Vermittlung der USA kam er nach zwei Monaten zu einem mir nicht näher bekannten Ende. Dabei konnte Major Fernando Soto Henriques zwei FG-1D Corsair und eine P-51D El Salvadors abschießen. Die Abziehbilder für diese Variante habe ich dem Bogen 72-700 von Super Scale/ Micro Scale entnommen. Dort sind die 3 Abschußmarken nur einmal für die linke Seite enthalten, in /3/ sind sie auch rechts angebracht, aber vermutlich erst zu einem späteren Zeitpunkt. Die Farbe beider Flugzeuge ist das damals weit verbreitete FS 15042 (Glossy Sea Blue) der Marineflugzeuge der USA. Der Anstrich der honduranischen Maschine wird als stark verwittert, außer dem Blendschutz, beschrieben. Die Maschine von Bordelon hingegen ist überall als recht gepflegt abgebildet, auch wenn er zum Schluß 40 Bombeneinsätze auf der rechten Seite des Rumpfes vermerkt hatte. Diese übrigens in hellblau, wie alle anderen Markierungen auch. Italeri hat allerdings nur 15 in weiß vorgesehen. Wobei der Boden des Kartons die Anordnung falsch (auf der linken Rumpfseite) zeigt, während auf der Bauanleitung richtig die rechte Rumpfseite angegeben wird.

Über die richtige Farbe zur Darstellung des Tons FS 15042 darf unter allen Experten gerne weiter heftig gestritten werden. Autentic - Farben sind in der Regel ein sehr dunkles, fast schwarzes blau, das am 72er Modell meiner Meinung nach nicht sehr gut kommt. Alle Farbabbildungen (Fotos oder Farbrisse) zeigen unter Sonnenlicht ein dunkles, aber kräftig strahlendes, sehr glänzendes blau. Nach einem ersten Versuch mit Humbrol 190, das mir zu hell erschien, habe ich mit Revell 53 lackiert und bin mit dem Resultat eigentlich recht zufrieden. Dazu kam noch jeweils ein mattschwarzer Blendschutz auf dem Vorderrumpf, bei der glänzenden Farbe sicher unverzichtbar. Mit etwas alu habe ich noch versucht, eine Verwitterung an der honduranischen Maschine darzustellen, bin aber damit nicht 100% zufrieden. Die Farbe müsste noch etwas ausgeblichener sein.

Übrigens gibt es von Italeri mit denselben Spritzlingen noch die Bausätze einer F4U-4 (Motorring mit Kinnkühler liegt bei) so wie die französische F4U-7, lediglich die Außenlasten variieren etwas.

Die F4U-1 als Maschine der Neuseeländischen Luftwaffe war eines meiner ersten Modelle, noch aus Jugendtagen, und demzufolge Ur-Alt. Der tschechische Modellhersteller Smer hatte damals die Heller Formen übernommen und brachte diese heraus. Noch mit erhabenen Gravuren und mit dem Pinsel bemalt, gibt es die Maschine nur noch auf Bildern, denn sie wurde bereits entsorgt...

Verwendete Literatur:

/1/ Adam Jarski, Monografie F4U,AJ-Press 1998, polnisch

/2/ The Chance Vought F4U-1 und F4U-4 to F4U-7,Profile Publications Nr.47 und 150, engl.

/3/ Ernest R. McDowell, Flying Scoreboards, Squadron/signal publications 6061

/4/ Tomas Polak - Fotbalova valka, aus Plastik Kits Revue Nr.15, 3. Jahrgang 1993